Was ist Endokarditis? Warum ist sie gefährlich?
Die Endokarditis ist eine bakterielle Entzündung der Herzklappen, die bis zu deren vollständiger Zerstörung führen kann. Abhängig von der Art der Keimbesiedlung wird eine über Wochen bis Monate verlaufende chronische Form unterschieden von einer akuten Endokarditis mit dramatischem Erkrankungsverlauf. Trotz maximaler Therapie beträgt die Letalität ca. 20% (ICE-PCS-Register). Auch nach überstandener Endokarditis ist oft eine Herzklappen-Operation erforderlich. Das Risiko eines Rezidivs ist dann erheblich erhöht.
In bisherigen Studien ist ein klarer Zusammenhang mit zahnärztlichen Behandlungen nicht bewiesen. Allerdings führen zahnärztliche Eingriffe in hohem Maße zu kurzzeitigen Bakteriämien (bei Zahnextraktionen z.B. in 10 bis 100%). Sie sind die bisher am besten dokumentierte Ursache iatrogener Bakteriämien, wobei überwiegend Streptokokken der viridans-Gruppe gefunden werden; - dem häufigsten Erreger der bakteriellen Endokarditis.
Auch die tägliche Mundhygiene sowie das Kauen von Nahrung führen in einem hohen Maß zu einer kurzzeitigen Bakteriämie. Dies lässt vermuten, dass das Risiko einer Endokarditis durch zahnärztliche Eingriffe in der Vergangenheit überschätzt wurde.
Die Empfehlungen zur Endokarditisprophylaxe wurden 2007 überarbeitet. Nach Abwägen von Nutzen und Risiko wird eine Endokarditisprophylaxe nur noch bei wenigen Patienten empfohlen. Die bisherige Praxis, nahezu bei jedem Herzklappenfehler eine Endokarditisprophylaxe zu empfehlen wurde weitgehend verlassen.
Die grundsätzliche Empfehlung wird im Rahmen einer kardiologischen Untersuchung bei kardialen Erkrankungen mit erhöhtem Endokarditis-Risiko ausgesprochen. In der Regel wird dem Patienten dann ein Endokarditisausweis oder ein Merkblatt ausgehändigt.
Die Inzidenz in der Gesamtbevölkerung beträgt ca. 3,6/100000 Einwohner (ALKK-Register 1999), steigt aber bei Herzklappenerkrankungen (z.B. Mitralklappenprolabs mit Mitralinsuffizienz: 52/100000) und nach Klappenersatz an (300-383/100000). Das höchste Risiko haben Patienten, die bereits infizierte Klappenprothesen hatten (2160/100000).
Nach Klapperersatz.
Nach Klappenrekonstruktion (für 6 Monate).
Zustand nach Endokarditis.
Nicht operierte zyanotische Herzfehler.
Operierte Herzfehler mit Conduit oder Restdefekt.
Operierte Herzfehler mit prothetischem Material (für 6 Monate).
Klappenfehler bei Z.n. Herztransplantation.
Alle übrgien Vitien: keine generelle Prophylaxe, Ausnahmen im Einzelfall.
Standard-Prophylaxe |
Penicillin verträglich |
Penicillin unverträglich |
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30 bis 60 min. vor dem Eingriff |
Oral: |
Oral oder i.v: |
Eingriffe an infizierten Herden:
Abszess, Phlegmone (Vorzugsweise Staphylokokken-wirksame Penicilline, Cephalosporine. Clindamycin sowie Vancomycin bei Penicillin-Allergie).
Fakultative Prophylaxe bei Tonsillektomie, Adenotomie.
Keine generelle Indikation bei: Gastroskopie, Koloskopie, Zystoskopie, Geburt.